Jugend-Wanderfahrt Lahn 2019

Die diesjährige Jugend-Wanderfahrt führte uns ins Nachbarbundesland Hessen auf die Lahn. In fünf Rudertagen ruderten wir von Weilburg durch den Schiffstunnel und insgesamt 17 Schleusen nach Lahnstein, wo die Lahn in den Rhein mündet. Mit dabei waren auch dieses Jahr wieder ein Ruderer und eine Ruderin vom Ruderclub „Neptun“ Neckarelz. Somit waren wir mit insgesamt 12 jugendlichen Ruderern und Ruderinnen sowie zwei Booten unterwegs.

Für andere Rudervereine, die auch eine Wanderfahrt auf der Lahn planen, haben wir unsere Etappenplanung und die wichtigsten Erkenntnisse ganz unten zusammengefasst.

Friedrich II: abgeriggert darf auch zwischen den Auslegern getragen werden

Anfahrt

Los ging’s am Sonntag, den 4. August 2019. Treffpunkt war um 8:00 Uhr am Bootshaus des Rudervereins Bad Wimpfen, wo wir die zwei Gig-Doppelvierer mit Steuermann Friedrich II und Heinrich VII abriggerten und alle beweglichen Teile, wie Rollsitze, für den Transport demontierten.

Miet-Transporter und Bootsanhänger fertig zum Losfahren

Nachdem die Boote auf dem Bootsanhänger verzurrt und das Gepäck in den Transporter eingeladen war, ging es los Richtung Norden. Im Transporter hatten lediglich drei Leute Platz, sodass der Rest (9 Leute) mit dem Zug fuhr. Da die Strecke nicht so weit war konnten wir Geld sparen indem wir ausschließlich mit Regionalbahnen fuhren.

Team Auto kam bereits um kurz nach 12 Uhr am Weilburger Ruderverein an. Dort trafen sie den Landdienst der Jugendgruppe des Ruder-Klubs „Normannia“ Braunschweig. Die Jugendgruppe war bereits weiter flussaufwärts gestartet und hatte an diesem Sonntag die längste Etappe vor sich, weshalb sie erst gegen 18 Uhr in Weilburg ankommen sollten.

Boote aufgeriggert in Weilburg: bereit zum Rudern

Während der Hänger an den Zielort Lahnstein transportiert wurde, traf die Zug-Gruppe am Ruderverein in Weilburg, der nur wenige Gehminuten vom Bahnhof entfernt lag, ein. Nun stand Boote aufriggern und anschließendes Baden in der Lahn unterhalb des Schlosses an.

Abendessen des ersten Tages: Maultaschen in der Brühe

Als nächstes machte sich der Kochdienst ans Kochen. Am ersten Tag standen Maultaschen in der Brühe auf dem Speiseplan. Die Maultaschen wurden vorsorglich aus dem Schwabenländle mitgebracht, man weiß ja nie, ob es so weit weg von zu Hause unser Lieblingsessen gibt…

Wimpfener Festzelt mit Bodenplane auf der Wiese des Weilburger Rudervereins

Die erste Nacht verbrachten wir in unserem Zelt, da wir uns die Übernachtungsmöglichkeit des Rudervereins mit den Braunschweigern teilen mussten. In dieser ersten Nacht stellten wir fest, dass das Wimpfener Festzelt nicht komplett wasserdicht ist. Glücklicher Weise regnete es in dieser Nacht nicht all zu stark.

Blick vom Steg auf das Weilburger Schloss bei Nacht

Stadtbesichtigung Weilburg

Aufgrund der kurzen Strecke auf der Lahn bis zur Mündung in den Rhein, legten wir bereits am ersten Tag einen „Ruhetag“ ein, an dem wir die Stadt Weilburg erkunden wollten. Leider hat das Schloss montags Ruhetag, sodass wir lediglich den Schlossgarten anschauen konnten.

Fußmarsch auf die Burg

Im Schlossgarten selbst sahen wir uns noch ein wenig um, genossen die Aussicht von dort oben und machten die erste Pause des Tages.

Blick auf den Weilburger Ruderverein vom Schlossgarten

Um an diesem warmen Sommertag etwas Abkühlung zu bekommen, beschlossen wir die Kristallhöhle in Kubach (4 km entfernt) zu besuchen.
Da wir noch über eine Stunde Zeit hatten bis der Bus kam, beschlossen wir den Weg zur Höhle zu Fuß zurück zu legen. Auf dem Weg kamen wir dann an der Koppelschleuse unmittelbar hinter dem Tunnel vorbei. Wir nutzten die Gelegenheit, um für den nächsten Tag zu erkunden, wie diese Selbstbedienungsschleuse zu bedienen ist und so wo der Landdienst uns, die für den Tunnel erforderlichen Schwimmwesten, wieder abnehmen konnte.

Vorderer Teil der Doppelschleuse direkt nach dem Weilburger Schiffstunnel

Der Fußmarsch zur Kristallhöhle war dann doch länger und anstrengender als wir anfangs dachten. Insbesondere als uns der Bus nach ca. 60% der Strecke bei den noch sehr sommerlichen Temperaturen überholte, wünschten wir uns wir hätten gewartet, um mit dem Bus zu fahren. Kurz vor drei Uhr hatten wir es dann geschafft. Gerade noch rechtzeitig zu der Tour zu der wir uns im Voraus angemeldet hatten.

In der Höhle lernten wir viel über die Geschichte und dass man es früher mit den Aufzeichnungen nicht so genau genommen hat bzw. das eine oder andere Dokument über die Jahre verloren gegangen war. So kam es auch, dass die ursprügliche, sogenannte Polster-Höhle, bislang noch nicht wieder gefunden werden konnte. Aber auch die Höhlen, die wir besichtigten waren eindrucksvoll und schön anzuschauen. Der Weg aus der Höhle heraus, bestehend aus knapp 80 Höhenmetern Treppe, war allerdings weniger schön.

Für die Rückfahrt nahmen wir dann den Bus. Vom Ticketpreis hätte es übrigens keinen Unterschied gemacht, ob wir nur eine oder beide Fahrten mit dem Bus gemacht hätten. Immerhin haben wir mit unserem Marsch kompensiert, dass wir an diesem Tag nicht gerudert sind.

Zurück in Weilburg machten wir es uns wieder gemütlich. Da die Braunschweiger bereits am Morgen abgereist waren, konnten wir uns in aller Ruhe ausbreiten.

Am Abend belagerte dann noch ein Filmteam vom Hessischen Rundfunk mit Kanus den Steg. Ob das mit dem Verein abgestimmt war?

Kanus und Kamera vom Filmteam am Steg des Weilburger Rudervereins

Insgesamt können wir sagen, dass die Weilburger einen sehr schönen Ruderverein haben und die Übernachtung mit 6 €/Nacht und Nase in Ordnung war. Desweiteren gab es auch Kunst auf dem Gelände des Rudervereins zu betrachten:

Baum neben dem Steg des Weilburger Rudervereins

1. Ruder-Tag: Weilburg – Runkel

Das größte Highlight auf der Lahn fand bereits am ersten Tag statt: Der Weilburger Schiffstunnel. Dieser Tunnel wurde im 19. Jahrhundert unterhalb des Weilburger Schlosses durch gegraben, um die Lahn für den Güterverkehr zugänglich zu machen. Zeitgleich befand sich aber auch die Eisenbahn im Aufschwung, die wenige Jahre nach Fertigstellung des Tunnels den Gütertransport per Schiff ablösen sollte.
Der knapp 200 m lange Schiffstunnel wird heutzutage ausschließlich für Wassertouristen genutzt. Hauptsächlich wird er von Kanus der ansässigen Kanu-Verleihe durchpaddelt, aber auch das eine oder andere Ruderboot durchquert den Tunnel. Zu unserem Leid waren die Schiffe, für die der Tunnel damals ausgelegt wurde, schmaler als ein Ruderboot mit Skulls, sodass wir im Tunnel nicht rudern konnten und uns von unserem Steuermann per Paddelhaken durchpaddeln lassen mussten.
Im Tunnel selbst gab es keine Beleuchtung, sodass das einzige Licht das vom Eingang bzw. Ausgang war.

1. Ruder-Tag: Einfahrt in den Weilburger Schiffstunnel

Die Koppelschleuse, die wir bereits am Vortag begutachtet hatten, war direkt im Anschluss zum Tunnel. Wir mussten also im Dunkeln warten, bis sich die Schleusentore öffneten. Praktischer Weise bediente unser Landdienst die Schleuse, sodass wir gemütlich im Boot sitzen bleiben konnten. Nach dem Doppelschleusgang waren wir dann froh, als wir die warmen Schwimmwesten, die wir vom Weilburger Ruderverein geliehen hatten, wieder loswerden konnten.

Die Mittagspause machten wir ca. auf halber Strecke, oberhalb der dritten Schleuse dieses Tages. Eine einigermaßen geeignete Anlegestelle fanden wir bei einem Kanuverleih in der Nähe des Bahnhofs Fürfurth kurz vor der Schleuse in Fürfurth.

1. Ruder-Tag: Anlegen an einer Betonkante in Fürfurth

Zu unserer großen Überraschung passierte uns ein Ruderboot, dem wir wanken und zujubelten. Als wir erkannten, dass in dem Boot Jugendliche des Weilburger Rudervereins saßen, freuten wir uns umso mehr. Insgesamt waren die Weilburger an diesem Tag mit drei Ruderbooten unterwegs.

1. Ruder-Tag: Mittagspause – Boot 2/3 des Weilburger Rudervereins rudert an uns vorbei

Nach der Mittagspause warnte uns der Wahrsager vor „Steinen in der Flussmitte“ und „Stromschnellen“. So versuchten wir durch die Stromschnellen hindurchzunavigieren, ohne hängen zu bleiben oder die Boote zu beschädigen. Mit einem Rumps saß die Friedrich aber plötzlich auf einem Stein auf. Glücklicherweise war dieser flach und das Boot konnte durch Aussteigen der Mannschaft (das Wasser war ja nicht wirklich tief) wieder befreit werden und wir konnten unsere abenteuerliche Fahrt fortsetzen.

Das nächste Abenteuer erlebten wir direkt nach dem Aussteigen an der Betonkante in Runkel: Es führte lediglich ein schmaler niedriger Tunnel vom Wasser zum Campingplatz, wo wir unsere Boote ablegen konnten.

1. Ruder-Tag: Manövrieren des Boots (Friedrich II) durch den schmalen und niedrigen Tunnel zum Campingplatz des ESV Runkel

Heinrich VII ist unter anderem durch die Doppeldollen ein kleines Stückchen breiter, sodass es bei diesem Boot extra schwierig war es in leicht schräger Lage durch den Tunnel zu buchsieren.

Kurz nachdem wir fertig waren mit dem Aufbauen der Zelte, fing es dann auch an zu regnen, sodass wir das Kochen kurzerhand im Zelt weiterführen mussten. Da das Mannschaftszelt aus Bad Wimpfen leider nicht sonderlich wasserdicht ist, schliefen wir in dieser Nacht dicht aneinander gekuschelt zu zehnt im Mannschaftzelt aus Neckarelz. Die übrigen zwei machten es sich im Sprinterle gemütlich.

2. Ruder-Tag: Runkel – Diez

Da es die ganze Nacht stetig durchgeregnet hatte, mussten wir etwas umständlicher und mit mehr Zeitaufwand frühstücken, spülen, packen und aufräumen. Die Zelte mussten leider nass in den Bus gelegt werden, es ließ sich nicht vermeiden.

Gegen 10.30 Uhr waren wir soweit abreisefertig und auch der Regen ließ Gott sei Dank deutlich nach. Die Mutter am Dollenstift war bereits ersetzt, die Flagge repariert. Mit ausgeklügelter Taktik wurde erst Friedrich durch den engen Tunnel nach unten gebracht und ist mit drei Mann unterbesetzt aufs Wasser gegangen, sodass mehr starke Männer zum Tragen zur Verfügung standen. Sobald auch Heinrich vollständig auf dem Wasser war, legte die Friedrich nochmal an, um den Rest der Besatzung abzuholen.

2. Ruder-Tag: Manövrieren des Boots (Heinrich VII) durch den schmalen und niedrigen Tunnel zum Wasser

Auf der heutigen Etappe von ca. 24 km von Runkel nach Diez lagen vier Schleusen. Eine direkt nach dem Ablegen. Mittlerweile kannten wir die Bedienungsweise der Schleusen auswendig, sodass die ersten zwei Schleusvorgänge zügig vonstattengingen. Zwischendrin gab es nochmals, ähnlich wie am Vortag, ca. 6 km „Flachwasser- und Strömungsstellen“. Diese konnten diesmal leichter passiert werden. Einerseits weil wir bereits Übung hatten und vorsichtig besagte Stellen passierten, andererseits hatte die Lahn durch das Regenwasser einen höheren Pegel, sodass die Gefahr gemindert war. Wir trafen auch die Kajaks vom Vortag wieder, die uns erkannten und eine gute Fahrt wünschten.

Mittag machten wir beim Limburger Club für Wassersport, wo wir die Boote am Steg liegen lassen konnten. Nachdem wir alle gegessen hatten, wurden wir  sehr träge und müde. Nach einer Stunde Pause haben wir uns dennoch aufgerafft, um die letzten 8 km zur Unterkunft bei der Diezer Paddlergilde zu rudern.

Rudertag 2: Anlegen zur Mittagspause am Steg des Limburger Clubs für Wassersport

Der Landdienst war rechtzeitig da, um Mitglieder des Limburger Vereins anzutreffen, die uns freundlicherweise ein Rolltor offen ließen, damit wir dort die Toilette benutzen konnten.

Ruder-Tag 2: Bootshalle und Bootsplatz des Limburger Clubs für Wassersport

Auf dem Weg nach Diez passierten wir die längste Holzbrücke Deutschlands, sowie die Grenze zwischen Hessen und Rheinland-Pfalz. Außerdem die Kilometer 69, was einige von uns sehr lustig fanden…hust hust und den Kilometer 77, bei dem es mal wieder jemanden gab, der das mit dem Schnapszahlrudern noch nicht so ganz verstanden zu haben schien, obwohl er schon bei einigen Wanderfahrten dabei war. Die Begründung malade zu sein, wurde nicht akzeptiert, da ein Steuermann stets aufmerksam sein muss. Auch die Stadt Aul wurde passiert, dort sind mit großem Geheul die Wölfe im Boot erwacht.

Ruder-Tag 2: Bootshaus der Diezer Paddlergilde

Die Diezer Paddlergilde liegt in der Mündung der Aar (ein kleiner Bach). Das Anlegen gestaltete sich schwieriger als an einem Rudersteg, war jedoch sehr viel einfacher als am Vortag und durchaus machbar. Das Tragen der Boote war hier besonders komfortabel. Die Wiese oberhalb der Anlegestelle reichte allerdings gerade so für unsere zwei Boote.

Ruder-Tag 2: Anlegestelle der Diezer Paddlergilde

Zum Abendessen gab es heute Spaghetti Carbonara, was aufgrund gesundheitlicher Unpässlichkeit zweier unsere besten Esser zu einer großen Schüssel mit Resten geführt hat. Ganz zur Freude der fünf Diezer Paddler, die wenig später vom Wasser kamen und sich anboten das restliche Essen in gemütlichem Beisammensein zu vernichten.

Ruder-Tag 2: Blick vom Balkon des Bootshauses der Diezer Paddlergilde

Tatsächlich hatte es seit dem Zusammenpacken kein einziges Mal mehr geregnet, worüber wir alle sehr, sehr froh waren.

3. Rudertag: Diez – Laurenburg

Die dritte Etappe war mit 17,6 km und lediglich zwei Schleusen die zweitkürzeste, sodass wir beschlossen nur eine kurze Pinkel-/Kekspause ohne Landdienst zu machen.

Der Morgen startete kühl, doch als wir begannen aufs Wasser zu gehen, zeigte sich die Sonne und es wurde erstaunlich warm. Den ersten Schleusenwärter riefen wir mehrmals an, da der Empfang sehr schlecht war. Als wir ihn dann doch erreichten, riet er uns, gesammelt anzukommen und nicht wie ein langgezogener Kaugummi.

Ruder-Tag 3: Kekspause auf dem Wasser

Bei der zweiten Schleuse riefen wir schon gar nicht mehr an. Da an der ersten Schleuse eine Mittagspause ab 12 Uhr ausgeschrieben war, planten wir unserer Kekspause im Oberwasser der Schleuse. Nachdem die Steuerfrau schon den Befehl zum Halten der Friedrich gerufen hatte, wollte sie noch etwas aus dem Wahrsager vorlesen, als dieser völlig unerwartet zwischen ihren Beinen vom Wind weggerissen wurde und im Wasser versank. Die Suche wurde direkt eingestellt, als der Schleusenwärter winkte und wir doch noch geschleust wurden. Unten wartete schon ein Motorboot und wir legten am Ufer an, um Rast zu machen und aus der Sonne zu kommen.

Ruder-Tag 3: Kurze Mittagspause unterhalb der Schleuse in Cramberg

Beim Ankommen am Gasthof in Laurenburg, freuten wir uns sehr über den großen, für Ruderboote freundlichen Steg. Noch während des Ausladens der Boote wurde eine Ruderin aus dem Nichts von einer Wespe oder Bremse gestochen, obwohl sie nur untätig rumstand.

Ruder-Tag 3: In Laurenburg angekommen

Unser heutiger Schlafplatz war in einem sogenannten Luma-Saal. Uns wurde im Voraus gesagt, dass noch eine andere Gruppe dort schlafen würde. Die Braunschweiger, die mit uns in Weilburg übernachteten, erzählten uns, dass sie auch dort übernachten würden. Doch an diesem Abend kam keine andere Gruppe mehr an, worüber wir uns alle sehr wunderten und schon spekulieren, ob denn ihre Boote bei Stromschnellen kaputt gegangen seien. Dieses Szenario passte zu den Erzählungen der Limburger Ruderer vom Vortag.

Ruder-Tag 3: Luma-Saal in Laurenburg

Das Tomatenrisotto mit Salat bereiteten wir unter einem Vordach der Terrasse, wo wir später auch wieder über Black Stories rätselten, zu.

4. Rudertag: Laurenburg – Bad Ems

Für den heutigen vorletzten Rudertag wurde ein Ersatz-Wahrsager in Klarsichtfolie gepackt und mit Klebeband gesichert, sodass wieder beide Boote mit Infowissen zur Umgebung ausgestattet rudern konnten.

In der ersten Schleuse trafen wir ein Kanu, dessen Besatzung, bestehend aus zwei Personen, sehr sympathisch waren. In der zweiten Schleuse begegneten uns Schwäne, die wir fütterten, indem wir Brot wie eine Frisbee ins Wasser warfen. Im Laufe des Tages ruderten wir über die 111, wo beide Boote vorbildlich anhielten.

Dies sollte auch der Tag sein, an dem die Heinrich von zwei Schwänen angegriffen wurde. Unsere Vermutung ist, dass Paddler (die Leih-Paddelboote sind meist rot, so wie Heinrich) oft die Schwäne füttern und sie nun aufgrund unseres Pausierens davon ausgingen, dass sie was zu Futtern bekommen würden.

Ruder-Tag 4: Wie die Heinrich von Schwänen angegriffen wurde

Bei unserer Ankunft im Regen in Bad Ems wurden wir vom, zum Steg rennenden Landdienst, begrüßt, denn dieser war dabei gewesen das Gepäck auszuladen. Der Steg des RV Bad Ems ist sehr angenehm zum Anlegen, hat jedoch seine Tücken, denn er ist aufgebaut wie ein T, das heißt, wer nicht aufpasst beim Boot tragen, läuft Gefahr ins Wasser gestoßen zu werden oder einen Ausleger unsanft abzubekommen.

Nachdem der Transporter fertig ausgeladen worden war und alles Gepäck verstaut, wagten sich einige wieder ins Wasser zum Baden. Während einige schwammen, lernten wir eine Ruderin aus dem dortigen RV kennen, die sich wegen einer Verletzung, wegen der sie nicht rudern konnte, einen Ausgleichssport gesucht hatte. Sie hatte sich daraufhin privat ein Stand-Up-Paddling-Board gekauft inkl. elektrischer Pumpe, was um die 450 € kostete. Für einen kleinen Obulus, der der dortigen Jugend zugute kommen sollte, durften wir das Stand-Up-Paddling auch mal testen.

Ruder-Tag 4: Renovierter und sehr schön eingerichteter Raum für Wanderfahrer in Bad Ems

Mit 10 €/Nacht und Nase war Bad Ems die teuerste Übernachtungsmöglichkeit auf dieser Wanderfahrt. Immerhin konnten wir in einem schön renovierten Raum schlafen und auch in renovierten Duschen duschen.

5. Rudertag: Bad Ems – Lahnstein

Am Morgen haben Enten auf dem Steg des Bad Emser Rudervereins geschlafen, zur Freude einiger Ruderinnen, die das sehr putzig fanden.

Ruder-Tag 5: Steg des Rudervereins Bad Ems am Morgen

Die letzte Etappe war mit 12,7 km die kürzeste der ganzen Wanderfahrt. Die vier Schleusen waren der Grund warum die Strecke zeittechnisch eine vollwertige Etappe war. An diesem Tag passierten wir die ältesten und daher auch kürzesten Schleusen unserer Tour.

In der dritten Schleuse trafen wir ein Kanu mit vier Mädels, die den Junggesellinnenabschied der rothaarigen unter ihnen feierten. Sie waren mit Bier, rosa Ballons und viel Lachen ausgestattet. Da sie uns nach der Ausfahrt aus der Schleuse lieb fragten, ob es nicht möglich wäre sie ein Stück zu ziehen, nutzen wir die Chance, um auszuprobieren, ob dies möglich ist und warfen ihnen unsere Heckleine zu. Sie freuten sich riesig, da sie wohl nur aus Spaß gefragt hatten. Die ersten paar Meter erschienen vielversprechend, bis sich das Kanu drehte und somit eine große Last für uns darstellte.

Ruder-Tag 5: Kanu der Junggesellinnen vor der Schleuse

In Lahnstein angekommen wurden die Boote direkt abgeriggert und für den Heimweg auf die Hänger geladen. Außerdem wurde schon möglichst viel zusammengepackt, um am nächsten Morgen eine schnellere Abreise zu haben.

Die Mädels aus dem Kanu waren inzwischen auch angekommen und winkten uns noch einmal zum Abschied zu bevor sie ihr Abenteuer Richtung Park mit Bier in der Hand fortsetzen.

Zum Abendessen gab es eine Spezialität von einem unserer Ruderer „Curry-Putengeschnetzeltes mit Reis und Ananas“. Allerdings hatte der Verpfegungskoordinator (eben jener Ruderer) vergessen Ananas auf den Einkaufszettel zu schreiben, sodass der Landdienst (eben jener Ruderer) keine Ananas kaufte und der Kochdienst (eben jener Ruderer) leider das Menü ohne Ananas zubereiten musste.

Nachdem wir bei der Moselwanderfahrt 2017 ganz unverhofft am letzten Wanderfahrtstag in Koblenz „Rhein in Flammen“ ansehen konnten und die Lahnmündung lediglich 5 km von der Moselmündung entfernt ist, wurde das Event dieses Jahr als fester Bestandteil des Abendprogramms mit eingeplant. Bei diesem Event fahren Passagierschiffe auf dem Rhein von Ort zu Ort. Sobald die Schiffe in einen Ort „einfahren“ wird ein Feuerwerk gezündet. Für uns hieß das, dass zahlreiche schön beleuchtete Schiffe mit Feuerwerk im Hintergrund vom Ufer aus zu sehen sind. Tolles Bild- und Erinnerungsmaterial! Im Gegensatz zu den Leuten in den Passagierschiffen konnten wir das Feuerwerk in voller Gänze anschauen, aber nur von einem Ort, während die Leute auf den Booten z.B. immer nur den Anfang sehen und das spannende Ende verpassen.

Ruder-Tag 5: Feuerwerk Rhein in Flammen in Lahnstein an der Mündung in den Rhein

Danke hier nochmal an die fantastische Organisation der Wanderfahrt und das Glück ein solches Spektakel am letzten Abend genießen zu dürfen!

Zu unserem Pech waren zahlreiche Menschen zu Besuch in Lahnstein und genossen das Event in vollem Zuge. Der Ruderverein lag direkt an der Lahnpromenade, welche ein Teil des Heimwegs vieler Besucher des Events war. Sprich nachts war draußen immer noch viel los und die Nachtruhe wurde nicht eingehalten. So kam es, dass des Nachts nur die Hälfte der Mannschaft tief und fest schlief und die andere von lautem Gemecker und Gerufe wach wurde.

Eine Ruderin wurde zornig, da sie ihres wertvollen Schlafs beraubt wurde und stürmte mit Taschenlampe bewaffnet und einem Ruderer im Schlepptau nach draußen, um die Unfriedestiftenden loszuwerden. Angeblich hatte die Gruppe, die direkt vor dem Zaun des Rudervereins stand ein Problem mit einer einzelnen Frau, die nach Köln wollte. Der Vorschlag, dass die Gruppe gehen sollte und sie die Frau einfach dalassen sollten bzw. nach Köln gehen lassen sollten, wurde nicht angenommen. Trotzdem schaffte sie es im Schlafanzug die Meute zu vertreiben, sodass alle schlafen konnten.

Rückreise

Am Abreisetag verlief alles nach Plan. Da am Vorabend schon viel gepackt wurde, wurde somit Zeit gespart und ruck zuck waren alle abreisefertig.

Die Heimreise mit dem Zug verging viel zu schnell. Es wurden nicht die üblichen Rückblicke und Bewertungen gemacht, aber es wurden fleißig weiter Black Stories gelöst. Es lag ein bisschen Wehmut in der Luft, denn es war wieder eine tolle Wanderfahrt zu Ende, die viel zu schnell vorbei ging.

In Bad Wimpfen angekommen erwartete die mit dem Zug gereisten Leute schon ein (fast) fertig ausgeladenes Sprinterle. Team Auto war fleißig gewesen und hatte die Zeit, die sie schneller da waren, sinnvoll genutzt. Indem alle mitanpackten, wurden die Boote aufgeriggert und wieder in die Halle gelegt, das restliche Essen wurde gerecht an den meist Bietenden verteilt und die ersten Eltern trafen ein, um die Teilnehmer nach Hause zu bringen. Wir verabschiedeten uns alle herzlich und dachten insgeheim schon wieder an die nächste Wanderfahrt.

Etappenübersicht und Zusammenfassung

Für Wanderruderer haben wir unsere Wanderfahrt auf der Lahn noch einmal kurz zusammengefasst. Insgesamt ruderten wir 97 km auf der Lahn und durchquerten 17 Schleusen und einen Schiffstunnel.

Etappe Datum von nach Schleusen Kilometer Mittagspause
106.08.2019Weilburger RudervereinESV Runkel321,9oberhalb der Schleuse Fürfurth
207.08.2019ESV RunkelDiezer Paddler-Gilde422,9Limburger Club für Wassersport
308.08.2019Diezer Paddler-Gilde Gasthof zum Lahntal (Laurenburg)217,6unterhalb der Schleuse Cramberg
409.08.2019Gasthof zum Lahntal (Laurenburg)Ruderverein Bad Ems422,3Nassauer Kanu-Club
510.08.2019 Ruderverein Bad Ems Rudergesellschaft Lahnstein412,7

Die von uns gewählten Etappen waren teilweise etwas kurz (wenig Kilometer), auch mussten wir an den meisten Schleusen kaum warten, sodass wir jeden Tag bereits vor vier Uhr vom Wasser gekommen sind. Die Schleusenwärter waren in ständigem Kontakt zueinander, sodass sie bereits über unsere baldige Ankunft informiert wurden. Es waren zudem kaum Motorboote unterwegs, was vermutlich dem niedrigen Wasserstand der Lahn geschuldet war.

Abenteuerlich waren auch die vielen Stromschnellen zwischen Weilburg und Limburg (die Strecke, die nicht für Schifffahrt ausgebaut ist). Der Steuermann muss aufpassen, dass er die „Fahrrinne“ erkennt. Nachdem wir mit einem Boot (zum Glück nur auf einem flachen Stein) aufsaßen, hielten wir lieber jedes Mal kurz an, um besser schauen zu können, wo die tiefste Stelle zum Durchrudern ist.
Beim ESV Runkel ist zu beachten, dass nur ein schmaler und niedriger Tunnel vom Wasser unter der Bahnstrecke durch zum Campingplatz führt. Unsere C-Gig-Boote durch dieses Nadelöhr zu manövrieren erforderte viel Geschick. Mit D-Gig-Booten hätte man hier wohl noch größere Probleme gehabt.